Ungenützter Elektroauto-Strom

Artikel übernommen von https://www.net4energy.com/de-at/mobilitaet/bidirektionale-wallbox#ungenutzten-elektroauto-strom  im Juni 2022

Ungenutzten Elektroauto-Strom sinnvoll nutzen

Die meiste Zeit steht ein Auto nur ungenutzt rum. Auf dem Parkplatz, in der Garage oder unter dem Carport – wirklich gefahren wird de facto vielleicht 2 oder maximal 3 Stunden pro Tag – ausgenommen vielleicht Taxis. Wäre es da nicht praktisch, wenn das Elektroauto auch noch auf eine andere Weise sinnvoll genutzt wird? Klar, das geht sogar relativ einfach. Und zwar mit einer bidirektionalen Wallbox, die dein Elektrofahrzeug sogar zu einem externen Stromlieferanten macht. 

Unidirektionale und bidirektionale Wallbox

Wer sich schon einmal mit dem Thema Elektromobilität beschäftigt hat, ist automatisch auch auf den Begriff Wallbox gestoßen. Dabei handelt es sich um eine private Ladestation für das Elektroauto, die in der Regel in der Garage oder an einem geeigneten Platz, zum Beispiel im Carport, installiert ist.

Wallboxen werden auch in Tiefgaragen von Mehrfamilienhäusern und ebenso immer öfter auf Mitarbeiterparkplätzen angebracht, wenn Unternehmen beispielsweise ihren Fuhrpark auf Elektroautos umgestellt haben.

Die Wallbox hat den Vorteil, dass du nicht erst eine Tankstelle mit entsprechender Ladesäule suchen musst, sondern dein Elektroauto ganz bequem zu Hause respektive in der Firma aufladen kannst. Noch handelt es sich bei solchen E-Tankstellen in den weitaus meisten Fällen um sogenannte unidirektionale Wallboxen.

Das heißt: Beim Ladevorgang fließt die Energie vom Stromnetz in den Akku des Autos und wird dort gespeichert. Unabhängig davon, ob es sich um einen geeigneten Hausstromanschluss handelt oder ob der Strom von einer angeschlossenen Photovoltaikanlage kommt.

Die bidirektionale Wallbox funktioniert in 2 Richtungen

 
Im Gegensatz dazu hat die bidirektionale Wallbox den Vorteil, dass der Strom in 2 Richtungen fließen kann. Also nicht nur vom Energielieferanten (Stromnetz, Photovoltaikanlage) in den Akku, sondern auch umgekehrt.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Überschüssige Energie wird aus dem Fahrzeug zurück ins Stromnetz eingespeist – und damit kannst du richtig Geld sparen.

Was bedeuten die Abkürzungen V2H und V2G?
Mit einer bidirektionalen Wallbox ist es also möglich, den Strom aus dem Fahrzeug bei entsprechender Ladeleistung zurückzugeben. Und genau hier kommen die Begriffe Vehicle to Home (V2H, übersetzt: vom Fahrzeug ins Haus) und Vehicle to Grid (V2G, übersetzt: vom Fahrzeug zum Netz) ins Spiel.

Bei beiden Konzepten geht es darum, den Strom aus dem Akku des im Moment ungenutzten Elektroautos sinnvoll zu nutzen. Dabei wird das Elektroauto zu einer Art temporärer Batteriespeicher. Der Unterschied liegt beim „Empfänger“ der Energie. Was das bedeutet, erfährst du im folgenden Abschnitt, in dem wir uns beide Arten genauer anschauen.

V2H (Vehicle to Home)

Vehicle to Home heißt „Vom Fahrzeug ins Haus“. Hierbei wird die gespeicherte Energie aus dem Stromspeicher des Fahrzeugs zurück in das Hausstromnetz geleitet. Effektiv lässt sich dieses Verfahren nutzen, wenn der Akku des Elektroautos normalerweise mit einer Photovoltaikanlage geladen wird. Der überschüssige Strom fließt dann zurück in den Photovoltaik-Akku und wird da gespeichert.

In der Praxis heißt das: Tagsüber wird der Akku im Elektroauto über die Kollektoren der Photovoltaikanlage aufgeladen. Nachts sorgt die bidirektionale Wallbox dafür, dass der Strom, den das Fahrzeug nicht brauchte, zurück ins Hausnetz fließt und dort genutzt werden kann. Für Nutzer dieser Technologie bedeutet das eine enorme Ersparnis an Energie und letztendlich an Geld.

V2G (Vehicle to Grid)

Vehicle to Grid bedeutet so viel wie „Vom Fahrzeug ins Netz“. Wie der Name schon andeutet, wird die überschüssige Energie aus dem Akku hierbei nicht in den Hausstromkreislauf zurückgegeben, sondern ins öffentliche Stromnetz eingespeist.

Am ehestens profitieren von dieser Idee bisher die öffentlichen Stromversorger. Denn durch die V2G-fähigen Elektroautos können beispielsweise Stromschwankungen ausgeglichen und Verbrauchsspitzen abgefangen werden. Möglicherweise aber können Besitzer eines Elektroautos und einer entsprechend bidirektionalen Wallbox in absehbarer Zukunft auch Geld vom Versorger bekommen, wenn sie Strom ins öffentliche Netz einspeisen.

 

Gibt es die bidirektionale Wallbox überhaupt schon im Handel?


Grundsätzlich ja. Allerdings sind die wenigen verfügbaren Geräte mit rund 5.000 Euro noch recht teuer.
Ein weiteres – und weitaus größeres – Problem aber stellen die Akkus in den Elektroautos dar. Denn auch die müssen für den bidirektionalen Stromaustausch entsprechend gerüstet sein. Bislang bieten nur wenige Hersteller Fahrzeuge an, die für das bidirektionale Laden geeignet sind. Dazu gehören etwa Mitsubishi, Renault, Citroën, Peugeot und Nissan.

Ein weiteres Problem stellen die Anschlüsse dar. Technisch up to date ist derzeit, wer sein Elektrofahrzeug mit einem CCS-Stecker laden kann. Die üblichen Typ-2-Stecker, mit denen Fahrzeug und Ladesäule verbunden werden, werden mit dem „Combined Charging System“ durch 2 weitere Leistungskontakte ergänzt. Somit sind eine schnelle Aufladung und die Unterstützung von AC- und DC-Laden (AC = Wechselstrom, DC = Gleichstrom) gegeben.

Für ein Laden mit der bidirektionalen Wallbox ist jedoch ein Schnellladesystem mit dem japanischen CHAdeMO-Stecker nötig. Dieser ermöglicht die Datenkommunikation zwischen Ladesäule und Elektroauto. Und genau die ist notwendig, damit das System erkennt, wann es Strom vom Akku abziehen und in das Netz einspeisen kann und soll.

 

Hat die bidirektionalen Wallbox eine Zukunft?

Gerade im Zuge der Energiewende ist es wünschenswert, mehr bidirektionale Ladestationen zur Verfügung zu haben. Ob sich dieses System jedoch kurz- oder mittelfristig durchsetzt, lässt sich jetzt noch nicht beantworten. Sicher aber ist, dass damit sowohl die Allgemeinheit als auch jeder Einzelne Strom einsparen und über einen gewissen Zeitraum durch die Stromrückführung möglicherweise sogar eine Amortisierung erzielen können.

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