Altruistisch? Hilfsbereit!

Okay, altruistisch ist kein Thema von uns Menschen. Sozial, Prosozial oder Familienwohl sind Tiere, Insekten und Pflanzen. So stand es im Kurier 30.6.2025:

Hilfsbereit ohne Hintergedanken

Prosozial. Mit einer neuen Apparatur konnten Forscher bei Ziegen uneigennütziges Verhalten nachweisen. Aber auch Wildtiere sind immer wieder bereit, Artgenossen oder gar andere Spezies selbstlos zu unterstützen.


Von Hedwig Derka 

Es war jahrelange Tüftelei, bis die Idee vom „Fake Apple Tree“ als realer „Künstlicher Apfelbaum“ in Perfektion für die zwölf nigerianischen Zwergziegen bereitstand: Sobald eine Klettermeisterin die Hufe auf die wackelige Plattform der Apparatur stellte, senkte sich jenseits des Zaunes ein Schwenkarm mit Futterspender, und eineArtgenossin konnte sich die Leckerbissen von sicherem Boden aus schnappen. Die Akrobatin ihrerseits ging leer aus. 
„Wir waren überrascht, dass viele Ziegen das Gerät über lange Zeit benutzten, obwohl sie selbst keine Futterbelohnung erhielten“, kommentiert Studien-Co-Autor Jean-Loup Rault von der Vetmeduni Wien die Ergebnisse aus den nun artgemäßen Versuchs- und Kontrollanordnungen. Der stv. Leiter des Zentrums für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften nennt die kleinen Hornträgerinnen daher „prosozial“. Üblicherweise würden Tiere ihr Verhalten bald ändern, wenn sie daraus keinen Vorteil ziehen. 
Tierischer Altruismus Ganz alleine stehen die nigerianischen Zwergziegen mit ihrer Bereitschaft, anderen zu helfen, allerdings nicht da. Der tierische Altruismus bezieht die physische und psychische Fürsorge für die Verwandtschaft ebenso ein wie einseitiges Teilen, uneigennützige Wissensvermittlung oder Kooperation mehr oder weniger ohne Gegenleistung. 
„Löwenbrüder bleiben oft ihr ganzes Leben zusammen“, lenkt Peter Sziemer den Fokus weg vom Nutztier Ziege hin ins Reich der wilden Spezies. Die Raubkatzen unterstützen einander, wenn es darum geht, ein Alphamännchen zu entmachten oder ein Weibchenrudel zu übernehmen. Seite an Seite haben sie bessere Chancen auf Erfolg. Auch bei Wölfen macht sich der Familienzusammenhalt bezahlt – ohne unmittelbaren Nutzen für das einzelne Individuum. Geschwister helfen Eltern bei der Aufzucht des jüngeren Nachwuchses. Kommen mehr Welpen durch, überleben mehr Gene des eigenen Stammbaums. 
„Gemeine Vampire sind die einzigen Säuger, die Gruppenmitglieder ohne sexuellen Kontakt füttern“, liefert der freiberufliche Biologe in Wien ein Beispiel für passives Teilen. Bleibt eine Fledermaus bei der Jagd erfolglos, bekommt sie halb verdautes Blut in den Mund gespuckt und wird so vor dem Hungertod gerettet. Auch junge Dohlen üben sich im Weitergeben von Nahrung. Lösen sich die Rabenvögel aus der elterlichen Obhut, knüpfen sie durch Großzügigkeit neue soziale Bande und lernen damit für die Zukunft. 
Gerade bei der Verpflegung wird häufig altruistisch gehandelt. So verschaffen etwa Schimpansen – wie die Ziegen – ihren Artgenossen trotz großer Anstrengung Zugang zu Futter. Die Primaten selbst verzichteten auf jeden Benefit. „Zebras unterstützen einander bei der Fellpflege. Sie entfernen Parasiten dort, wo das andere Tier mit dem Kopf nicht hinkommt“, zählt Sziemer eine weitere prosoziale Interaktion auf. Bei Pavianen ist das Lausen dagegen über die Rangordnung definiert. Wanderratten erkennen übrigens Nager, die sich zuvor als hilfsbereit erwiesen hatten, auch später am Geruch. Der Wille, ihnen Gutes zu tun, ist größer als bei Tieren mit fremdem Duft. 
Nilpferd hilft Antilope „Immer wieder tauchen merkwürdige Beobachtungen auf, wie z. B. von einem Nilpferd, das eine Antilope gegen Krokodile verteidigte. Oder von einer Löwin, die ein Antilopenbaby adoptierte“, kennt Sziemer artübergreifenden Beistand ohne Hintergedanken. Über den Einzelfall hinaus gehen seit der Antike Berichte, denen zufolge Delfine Menschen vor dem Ertrinken bewahrten. 2008 lotste ein Delfinweibchen zwei vor Neuseeland gestrandete Wale ins offene Meer. 
„Bei Säugetieren, Vögeln und sozialen Insekten wie Bienen und Ameisen ist Hilfsbereitschaft mittlerweile gut untersucht“, schließt Sziemer. Mit der aktuellen Studie über die Ziegen ist nun ein Meilenstein für die Erforschung prosozialen Verhaltens bei Nutztieren gelegt. Veterinärmediziner Jean-Loup Rault hält fest: „Maßgeschneiderte Testdesigns wie unser Fake Apple Tree können entscheidend sein, um soziale Motivationen bei Spezies zuverlässig zu erfassen.“ Ungeahnte Erkenntnisse für eine artgerechte Haltung inklusive.

Denke, wenn Tiere so sind, sollten wir auch so sein, damit wir auf der Erde eine Spur länger überleben.

Überlege gut, wenn du mit dem SUV unterwegs bist; Fleisch isst; Betonierst; oder meinst es schadet niemand, wenn du Mist ins Wasser schmeißt…

Alles bleibt und tötet unser Leben hier!

Ja, bitte melde dich!

Danke

Christian@drivingpowerpacks.com

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